Klimawandel und Trinkwasserversorgung


Der Klimawandel ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit: Die Erde erwärmt sich, Wetterextreme wie Stürme, Starkregen und Überschwemmungen nehmen weltweit zu. Aber auch Dürreperioden und immer heißere, trockenere Sommer machen den Menschen und der Natur zu schaffen. Auch wenn in Summe die gleiche Menge an Regen auf die Erde fällt, ist dieser nun anders verteilt. Diese Tatsache bringt in den unterschiedlichsten Bereichen neue Herausforderungen mit sich. Nicht zuletzt stellt sich für viele Menschen die Frage: Wie steht es um unsere Trinkwasserversorgung?

Immerhin ist sie ein Kernelement der Daseinsvorsorge in unserer Gesellschaft. Österreich hat die Besonderheit, dass für die Trinkwasserversorgung ausschließlich Grundwasser aus Quellen und Brunnen verwendet wird. Diese Form des Wassers ist im Gegensatz zu Oberflächengewässern das am besten geschützte Wasser.

Weitere Besonderheiten Österreichs sind regionale Unterschiede im Hinblick auf die verfügbaren Wasserressourcen. Diese ergeben sich aus der topographischen Diversität des Landes: Vom Gletscher im Hochgebirge bis zum Steppensee in der Ebene ist eine Vielfalt an Landschafts- und Bewirtschaftungsformen vertreten.


Wie entstehen Grund- und Quellwasser?


Zur Neubildung ist es nicht nur wichtig, ob Niederschlag fällt, sondern auch wann im Jahr. Grund- und Quellwasser werden vor allem durch Niederschläge im Winter und Frühjahr, also etwa durch Schnee und Regen, gebildet. Im Sommer und Herbst wird der Regen überwiegend von Pflanzen aufgenommen und verdunstet rasch.


Die Neubildung von Grundwasser und der Klimawandel


In diesem Zusammenhang spielt der Klimawandel eine wichtige Rolle: Früher die Ausnahme, gibt es nun häufiger schneearme Winter und trockene Frühjahre – ein großes Problem für die Grundwasserneubildung. Zum Entfall der Neubildung kommen zusätzlich in einigen Regionen Österreichs Entnahmespitzen für Bewässerungszwecke in der Landwirtschaft.

Extremwetterereignisse kommen in immer kürzeren Intervallen vor und werden fast schon zur Normalität. Wenn Regen fällt, dann häufiger kurzer, intensiver Starkregen, den ein ausgetrockneter Boden nicht gut aufnehmen kann. Anstatt ins Grund- oder Quellwasser zu gelangen, fließt ein Großteil oberirdisch ab oder verdunstet. All das kann zur Folge haben, dass natürliche Wasserspeicher verloren gehen und der Grundwasserspiegel sinkt. Dieser Effekt wird auch durch die zunehmende Bodenversiegelung beschleunigt.

Die Grundwasserneubildung ist außerdem regional sehr verschieden, da es in den verschiedenen Regionen Österreichs unterschiedlich viel regnet. In manchen Regionen gibt es nur eine geringe Grundwasserneubildung über den Regen – dort hilft nur der Grundwasserstrom, der von anderen Regionen zufließt.


Trinkwasser hat Vorrang


Die österreichischen Wasserversorgungsunternehmen beobachten die Entwicklung sehr genau und reagieren mit konkreten Maßnahmen: Seit dem intensiven Trockenjahr 2003 haben sie ihre Infrastruktur optimiert. Unter anderem wurde das Leitungsnetz erweitert und zwischen den Wasserversorgern wurden Verbundleitungen gebaut. Im Notfall kann dadurch Wasser von Nachbargemeinden bezogen werden bzw. werden mit Fernversorgungen schon seit vielen Jahren Regionen mit geringen Grundwasserressourcen aus Gebieten mit größeren verfügbaren Ressourcen versorgt. Ein wesentlicher Faktor für einen effizienten Umgang ist die Reduktion der Wasserverluste und damit eine Verringerung des Verbrauchs.
Grund- bzw. Quellwasser ist die wichtigste Ressource für die Versorgung mit Trinkwasser in Österreich. Wenn der Regen einmal längere Zeit ausbleibt, steigt in Teilen Österreichs auch der aus dem Grundwasser gedeckte Bewässerungsbedarf der Landwirtschaft. Sollten nach schneearmen Wintern und niederschlagsarmen Frühjahren oder während Hitzeperioden Engpässe drohen, muss es eine klare Vorrangregelung geben – und zwar für den Haushaltsbereich, damit die Versorgung mit Trinkwasser, aber auch Wasser zum Kochen oder zur Körperpflege, langfristig gesichert ist.
Gleichzeitig sorgen Gartenbesitzer mit der Befüllung bzw. Nachfüllung von Pools und der Bewässerung ihrer Gärten für Spitzenbedarfe bei den Wasserversorgungsunternehmen. Aus diesem Grund kann es regional mitunter zu Beschränkungen bei Poolbefüllungen und Gartenbewässerungen kommen.
Österreich ist also einerseits bestens mit Trinkwasser versorgt. Andererseits gilt es, gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels und seinen Folgen, die noch niemand exakt vorhersehen kann, bewusst mit der kostbaren Ressource umzugehen. Immerhin sorgt die innerkontinentale Lage Österreichs dafür, dass sich das Klima im Vergleich zu Küstenregionen hier besonders schnell erwärmt. Ein Ziel für die Zukunft ist es also, weiterhin nur hochqualitatives, bestens geschütztes Grund- und Quellwasser für die Trinkwasserversorgung zu verwenden.


Tipps und Forderungen für eine bewusste und ressourcenschonende Wassernutzung


  • Privathaushalte
    Bewusster Umgang mit Wasser vor allem im Außenbereich, wo es z.B. gerade im Frühjahr aufgrund von Poolbefüllungen und Gartenbewirtschaftung zu Spitzenbedarf kommt; Einsatz innovativer, wassersparender Technologien wie etwa Bewässerungsanlagen mit Feuchtigkeitssensoren oder Pools, die ohne Komplettentleerung über den Winter kommen; fallweise der Verzicht auf einen sattgrünen Rasen im Hochsommer
  • Landwirtschaft
    Einsatz möglichst effizienter Bewässerungssysteme; Anpassungen der angebauten Kulturen an die neuen klimatischen Herausforderungen; Grundwasserschutz
  • Industrie und Gewerbe
    Einsatz von neuen, wassersparenden Technologien; Schutz des Wasserkreislaufes vor Chemikalien; Einsatz von umweltschonenden Verfahren
  • Verkehrs-, Stadt- und Wohnraumplanung
    Planung möglichst vieler Flächen, in die Niederschläge einsickern können; Errichtung von Versickerungsanlagen, Zisternen und Rückhalteräumen zur Speicherung von Starkregen

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Die ÖVGW und die österreichischen Trinkwasserversorger


In Österreich sorgen 5.500 Wasserversorgungsunternehmen für die zuverlässige und sichere Versorgung mit Trinkwasser in ihrer Region. Sie betreiben und warten 1,5 Millionen Hausanschlussleitungen und ebenso viele Wasserzähler. Das Trinkwasser wird im Auftrag der Wasserversorger regelmäßig nach den gesetzlichen Vorgaben untersucht und unterliegt strengen Qualitätskontrollen.

Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) ist die Interessenvertretung für die österreichischen Trinkwasserversorger. Sie zählt über 260 Unternehmen aus dem Wasserbereich zu ihren Mitgliedern und vertritt über Kooperationen mit Landesverbänden mehr als 1.500 Wasserversorger. Diese beliefern rund 80% der zentral versorgten Bevölkerung mit Trinkwasser.

Für die ÖVGW stehen der Schutz des Grundwassers und die sichere Versorgung der Bevölkerung mit gesundem, hochqualitativem Trinkwasser auch in Zeiten des Klimawandels im Fokus.


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